Heizen im Hochwassergebiet
Schwebt da ein kleines U-Boot durch die Luft? Über einer Baugrube im Lohsepark der HafenCity hängt ein grauer Zylinder an Stahlseilen. Es ist ein Flüssiggastank von PROGAS mit 6.400 Liter Fassungsvermögen. Langsam schwenkt der Kranführer den Tank heran und senkt ihn in die 1,90 Meter tiefe Grube, bis er sicher auf dem 35 Zentimeter dicken Betonfundament aufsetzt. Auf der Elbinsel, mitten im Hochwasserschutzgebiet, wird er künftig die Energieversorgung der dortigen Container-Schule sichern. Noch ein zweiter Tank mit dem gleichen Volumen wird auf diese Weise vom Lkw einer Spezialspedition in die Grube gehievt. Die beiden Tanks sind darauf ausgelegt, die Schule samt Klassenräumen, Küche und Mensa mit ausreichend Energie zum Heizen und Kochen zu versorgen.
PROGAS / Sven Wied
PROGAS / Sven Wied
Spezielle Tanks für besondere Anforderungen
Die erdgedeckten Tanks sind speziell für hochwasseranfällige Zonen angefertigt. „Die Domschächte der Tanks müssen gegen drückendes Wasser abgedichtet sein. Sie sind deshalb wasserdicht verschweißt und epoxidharzbeschichtet“, betont Matthias Slamanig, Fachberater des Flüssiggas-Versorgers PROGAS.
In dem Aufbau mit Deckel, Domschacht genannt, befinden sich die Armaturen, über die die Tanks befüllt werden. Ihr Füllstand wird von Sensoren überwacht. Fällt er auf 30 Prozent, geht automatisch eine Meldung an PROGAS heraus und der LKW mit dem Flüssiggas macht sich auf den Weg zur Elbinsel.
PROGAS / Sven Wied
PROGAS / Sven Wied
Wegen des Hochwasserrisikos sind die tief im Erdboden eingelagerten Flüssiggastanks zudem mit sechs Zentimeter breiten Metallspanngurten gesichert. „Ohne diese Sicherung würden die Tanks bei starkem Hochwasser einfach auftauchen und davonschwimmen“, erklärt Matthias Slamanig. Seit mehr als einem Jahr ist der PROGAS-Fachberater in das Projekt Campus HafenCity eingebunden. Die Schule ist ein Provisorium für vier bis fünf Jahre. Denn in dieser Zeit wird an anderer Stelle die endgültige Schule für das neue Stadtquartier gebaut.
Flüssiggas passend zu den Anforderungen
Die Lage der provisorischen Container-Schule stellte die Planer vor große Herausforderungen. „Wir mussten das Gelände zunächst mit 50.000 Tonnen Erde anschütten, um es von fünf auf acht Meter über dem mittleren Hochwasser zu erhöhen“, erzählt Architekt Martin Glagla, der für die Hansestadt mehrere solcher Containerschulen planerisch betreut. Als Energieträger kam nur Flüssiggas in Frage, denn die Container, die bereits mehrmals im Einsatz waren, sind mit Gasthermen ausgestattet.
Flüssiggas (LPG) hat einen hohen Heizwert und ist nicht wassergefährdend – so kann es auch in Wasser- und Naturschutzgebieten genutzt werden. Mit 15 Prozent Bio-LPG erfüllt der Energieträger zudem die Hamburger Vorgaben zum Beheizen von Gebäuden, die diesen Anteil an regenerativer Energie vorschreiben. Das aus Rest- und Abfallstoffen, etwa der Speiseölproduktion, gewonnene Bio-LPG spart gegenüber herkömmlichem Flüssiggas noch einmal 90 Prozent CO2-Emissionen ein. Es ist im Gebäudeenergiegesetz deshalb als regenerativer Energieträger anerkannt.
Dieser Bereich der Elbinsel ist noch nicht ans Erdgasnetz von Hamburg angeschlossen. Deshalb ist Flüssiggas ideal, weil es leitungsungebunden ist. Die Tanks auf dem Schulgelände im Boden einzuarbeiten ist deutlich günstiger als die Erdgasleitung bis hierhin zu verlegen.
Verfüllt wurde die Grube einen Tag nach der Anlieferung der Tanks mit einem flüssigen Sand-Wasser-Zement-Gemisch, der sogenannten Magermischung. „Das Ganze wird nur so fest wie bröseliger Lehm“, so Matthias Slamanig. Immerhin müssen die Tanks in spätestens fünf Jahren, wenn die neue Stadtteilschule fertig ist, wieder aus der Erde geholt werden. Slamanig: „Die Schule wird samt Versorgungsleitungen für Strom, Gas und Wasser wieder abgebaut.“ Und die roten Container wandern weiter zum nächsten Einsatzort.
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